Der erste Beitrag dieser Serie dreht sich um einen sehr einfachen aber hilfreichen Tipp, mit dem du gezielt die Wirkung deiner Landschaftsfotos auf den Betrachter beeinflussen kannst. Und zwar ganz ohne komplizierte Bildbearbeitungstechniken. Mit diesem Tipp verbesserst du das Ergebnis bereits während der Aufnahme. Was du genau tun kannst, um die Wirkung deiner Landschaftsfotos auf den Betrachter gezielt zu beeinflussen möchte ich dir anhand eines Beispiels zeigen.
Bildwirkung – Ein Beispiel aus der Praxis
Die Hamersley Gorge im Karijini Nationalpark, Australien
Das Foto oben zeigt die Hamersley Gorge im Karijini Nationalpark in Australien. Vielleicht hat der ein oder andere schon einmal Fotos von dem Spa Pool im westaustralischen Nationalpark gesehen.
Ich liebe diese Location und ich liebte sie schon, bevor ich in Australien war. Jedes Bild von der Hamersley Gorge ließ und lässt mich ins Träumen geraten und ich habe mir immer gewünscht einmal in diesem natürlichen Pool meine Bahnen zu ziehen und mich an einem heißen australischen Sommertag dort abzukühlen.
An dieser Stelle kommen wir zum Kern dieses Beitrags. Wenn man diesen Pool und den Wasserfall auf dem Foto sieht, dann sieht beides wirklich sehr groß aus. Aber ich muss zugeben, dass ich im ersten Moment, als ich vor dem Pool stand, ein wenig enttäuscht war. Denn was ich da sah entsprach so gar nicht meiner Vorstellung von diesem Ort. Der Grund: Dieser Pool ist in Wirklichkeit nahezu winzig und man muss regelrecht danach suchen, um ihn in der Schlucht zu finden. Da man in den Fotos so gut wie nie etwas sieht, was man zu der Größe des Wasserfalls in Bezug setzen kann wirkt diese Schlucht viel gewaltiger, als sie in Wahrheit ist.
Oder wer von euch hätte bei dem Foto oben gedacht, dass der Pool in Wahrheit gerade einmal so groß ist, wie es der Schnappschuss meiner GoPro unten zeigt?
Na, bist du überrascht? Im ersten Moment nimmt das zweite Foto dem ersten ein bisschen seinen Zauber, aber denkt man ein wenig genauer drüber nach, dann wird einem bewusst, dass genau diese Beeinflussung der Bildwirkung auch Teil des kreativen Prozesses ist.
Als Landschaftsfotograf fühle ich mich nicht der Dokumentation verpflichtet. Ich will nicht zwangsläufig genau das abbilden was ich sehe. Die Kreativität der Fotografie liegt für mich nämlich auch genau darin Szenen so darzustellen, wie ich sie empfinde – quasi eine subjektive Darstellung der Realität.
An sich zeigt das erste Foto genau die gleichen Elemente wie das zweite Foto nur eben in einem anderen Bezug. Und genau um diese gezielte Beeinflussung der Bildaussage dreht sich dieser Fototipp.
Wie kannst du die Bildwirkung beeinflussen?
Wenn du schon länger Landschaften fotografierst, dann hast du sicherlich schon die folgenden zwei Feststellungen gemacht:
- Fotografierst du kleine Dinge mit dem Weitwinkelobjektiv und ohne Bezugsgröße wirken diese oft größer als sie sind
- Fotografierst du eine weitläufige Landschaft, hohe Berge, mächtige Fjorde oder Seen vermittelt dein Bild oft nicht die Mächtigkeit der aufgenommenen Szene
Der erste der oben genannten Punkte ist der Grund warum viele Einsteiger meinen, dass die Landschaftsfotografie und das Weitwinkelobjektiv untrennbar zusammengehören. Auch ich habe so angefangen. Heute weiß ich, das Weitwinkel muss nicht immer die erste Wahl sein, aber für kleine Szenerien eignet es sich hervorragend.
Für den zweiten Punkt hat man, wenn man mit der Landschaftsfotografie anfängt , oft keine Erklärung. Alles was man sieht ist, dass das Bild eben einfach nicht so aussieht, wie man sich das gerne wünscht oder wie man sich das vorgestellt hat. Oft schafft man es nicht die Landschaft zufriedenstellend auf den Sensor der Kamera zu bannen.
An dieser Stelle möchte ich noch eine grundsätzliche Empfehlung loswerden. Du solltest dir immer genug Zeit nehmen um dein Foto zu erstellen. Mach dir Gedanken, wie dein Bild wirken soll, was du abbilden willst und was nicht. Am besten geht das durch Ausprobieren und Analysieren. Mach Fotos und wenn dir etwas gefällt oder eben auch nicht, dann stell dir immer die Fragen „Warum gefällt mir diese Aufnahme?“ oder eben „Warum gefällt mir diese Aufnahme nicht?“.
Aus den oben genannten Aufzählungspunkten lassen sich zwei Faustregeln für die Wirkung deiner Bilder ableiten.
- Möchtest du etwas größer und weitläufiger darstellen, als es in Wirklichkeit ist, dann greif zu einem weitwinkligen Objektiv und vermeide es Objekte in dein Bild aufzunehmen, die Rückschlüsse auf die Größe zulassen.
- Fotografierst du weitläufige und mächtige Landschaften und möchtest die Größe deiner Szene deutlich machen, dann empfiehlt es sich ein Objekt zum Größenvergleich in deine Aufnahme zu integrieren.
Welche Elemente eignen sich als Größenvergleich?
Den Größenvergleich wegzulassen fällt vielen einfacher, als ihn gezielt in Bildern zu integrieren. Ein Weitwinkel und keine störenden Elemente und schon wirkt die Szenerie ohne viel Aufwand gut. Schwieriger wird es meistens, wenn man gezielt einen Größenvergleich ins Bild integrieren möchte.
Was also lässt sich gut als Größenvergleich für große Szenerien heranziehen? Die Antwort ist Gott sei Dank mit etwas Überlegung schnell gegeben. Alles von dem der durchschnittliche Betrachter deines Fotos die Größe im Ungefähren kennt eignet sich, um dein Bild mit einem Größenverhältnis zu versehen.
Die einfachste und gängigste aller Möglichkeiten ist es einen Menschen in das Bild zu integrieren. Jeder – und ich meine wirklich jeder – kennt die ungefähre Größe einer menschlichen Silhouette und kann diese ins Verhältnis mit dem Rest deines Bildes setzen. Allerdings sind Menschen auch am auffälligsten und die menschliche Silhouette gezielt einzusetzen erweist sich manchmal als schwierig. Auch gut dafür geeignet sind Gebäude oder Tiere, wie im Bild vom Skogafoss oben zu sehen. Die fliegenden Vögel setzen die Größe des Wasserfalls in ein Verhältnis und dem Betrachter fällt es leichter die Größe des Wasserfalls zu beurteilen. Ohne die Vögel wäre das Bild relativ schwierig zu deuten, mit den Vögeln aber erkennt man gut, wie groß der Wasserfall wirklich ist.
Größenvergleich subtil einsetzen
Wie bereits erwähnt ist es manchmal schwierig die menschliche Silhouette zu verwenden, da diese im Bild schnell zwanghaft eingesetzt wirkt. Also achte darauf, deine Freunde nicht einfach nur für den Größenvergleich ins Bild aufzunehmen sondern sie auch sinnig in deine Komposition zu integrieren. Auch das ist wirklich wichtig für die Wirkung deines Fotos. Dass sich Menschen ganz subtil einsetzen lassen zeigt das folgende Bild.
Erst wenn man sich das Bild ganz genau ansieht kann man die Menschen in der Ferne entdecken. Der Einfachheit halber habe ich die Menschen im Bild rot eingekreits. Zugegeben ist der Einsatz hier sehr subtil und die Menschen sind wirklich schwierig zu erkennen. Einfacher fällt das Ganze schon bei den nächsten beiden Bildern.
Aber es müssen nicht immer Menschen sein. Im oberen Bild würde vermutlich auch schon die Straße reichen, um dem Betrachter die Größe der Szenerie zu zeigen. Aber auch Gebäude eignen sich dafür besonders gut. Auf dem nächsten Bild sieht man einen Leuchtturm vor einem Bergmassiv und auch wenn man nicht genau weiß, wie groß der Leuchtturm ist, so reicht es doch, um zu zeigen, dass der Berg dahinter wirklich riesig ist. Es ist also nicht zwingend notwendig in absoluten Größen zu denken. Viel wichtiger ist, die Verhältnismäßigkeit richtig darzustellen, um deinem Bild die gewünschte Wirkung zu verpassen.
Einfach aber wirksam – so beeinflusst du deine Bildwirkung
Beachtest du bereits während der Aufnahme die oben genannten Beispiele und Tipps sollte es dir leicht fallen deinem Bild die gewünschte Bildwirkung zu verleihen. Wichtig ist, dass du dir vorher Gedanken über den Blick des Betrachters machst und die richtige Vergleichsgröße in dein Bild integrierst oder diese entsprechend ausschließt. Damit wertest du dein Bild mit einfachsten Mitteln auf und beeinflusst ganz gezielt die Wirkung deines Fotos.
Ich hoffe diese Tipps waren hilfreich. Wenn du Fragen hast, dann poste diese gerne in die Kommentare. Ich beantworte deine Fragen dann schnellstmöglich.